Bämm. Das hat gesessen. Die Foto-App Instagram von Facebook sagt Bots den Kampf an. Die App „Instagress“ musste seinen Dienst auf Druck des Facebook-Netzwerkes einstellen.

Wer einen Instagram-Account pflegt, der kennt das: Kaum hat man ein Foto gepostet, kommen auch schon die ersten Likes. Oder Kommentare. Neben Familie, Bekannten, Freunden und echten Interessierten gibt es aber immer auch wieder seltsame Account-Namen dazwischen: „^^ SuperPIcs0010“, „fly01-like_me“ und so weiter. Grell, bunt, laut. Oft lächeln hübsche Mädchen vom Profilfoto. Oder es sind nur Körperteile, Luxusgüter oder Dollarzeichen zu sehen. Fake-Accounts. Nur dafür gemacht, möglichst viele Likes und Follower einzusammeln. Doch das Pflegen eines Instagram-Accounts ist zeitintensiv, das Aufbauen von Followern aufwendig. Denjenigen, die schnell Reichweite aufbauen möchten, um diese zu monetarisieren, ist das zu lästig. Sie klicken und liken nicht selbst. Sie lassen klicken. Von Bots. Kleine Roboter-Programme, die keinen Schlaf brauchen, tage- und nächtelang klicken, was das Zeug hält.

Parameter justieren, zurücklehnen

Einer dieser Dienste ist – pardon, war – Instagress. Die App bot diverse Automatisierungen an. Darunter das Liken und Kommentieren fremder Fotos. Verführerisch für die „Schnell reich werden“-Fraktion: Zielgruppe einstellen, diverse Parameter justieren, einige generische Kommentare wie „oh, nice“, „cool pic“ oder „i love your account“ hinterlegen, Knopf drücken, zurücklehnen. Der Instagress-Bot fraß sich dann durch Hunderte, Tausende Accounts und hinterließ Herzchen und Kommentare. Ahnungslose Instagramer freuten sich über die positiven Rückmeldungen, gingen auf die Accounts der Roboter-Nutzer und likten zurück.

Perfide: Instagress folgte auch Accounts. Wenn der Besitzer des Ziel-Accounts geschmeichelt zurück folgte, sagte der Bot bye-bye und löschte das Abo still und heimlich. So stieg die Anzahl der Follower des Instagress-Nutzers immer weiter an. Ohne Mühe.

Instagram: Roboter unterhalten sich

Der Einsatz von Bots nahm in den letzten Monaten stark zu. Kaum ein Posting ohne Likes und Kommentare von Bots. Auf Instgram unterhielten sich gefühlt mehr Bots miteinander als Menschen. Kein Wunder, dass die Facebook-Firma jetzt eingriff. Echte Nutzer und Foto-Fans waren genervt. Die Spam-Kommentare sind so überflüssig wie E-Mail-Werbung für Porno, Pillen, Poker… Die ständig schwankenden Follower-Zahlen verunsichern die Instagramer – sind die eigenen Fotos nun gut oder schlecht? Wie viele Bots verstecken sich in der eigenen Fangemeinde? Poste ich nur für Programme oder freuen sich Menschen über die eigenen Fotos?

Die Instagress-Website besteht derzeit nur noch aus einer Startseite. Und die kommuniziert erstaunlich offen, was geschah:

instagress

instagress

„Traurige Nachrichten für alle, die sich in Instagress verliebt hatten: Auf Anforderung von Instagram wurden wir gezwungen, unseren Dienst einzustellen, der Dir auf Deiner Instagram-Reise so hilfreich war. Wir sind alle sehr traurig, aber es sieht derzeit so aus, dass wir nichts daran ändern können.“

(Freie Übersetzung des Instagress-Postings)

Immerhin bietet Instagress den Nutzern des Dienstes an, die gezahlten Beträge zurückzuzahlen. Denn das ist wohl die Moral der Geschicht‘: Instagram-Bots müssen nicht schlafen und nicht essen, aber umsonst sind sie nicht…

Instagress ist übrigens nur ein Dienst unter vielen. Ich bin gespannt, wann die nächsten Bots Besuch von Instagram bekommen…