Es ist längst kein Spiel mehr: Seitenbetreiber und Webmaster in aller Welt sind auf der Jagd. Auf der Jagd nach Links. Links, durch die ein ganz besonderer Saft fließt. „Vertrauen“ heißt der Nektar des Suchgiganten Google, auf den alle so scharf sind. Kein Wunder, denn der mächtige Suchmaschinen-Riese selbst hat das Suchtmittel eingeführt und zu regelmäßigem Konsum aufgerufen. Nur schade, dass das der Beipackzettel so schwammig formuliert ist. Ein Report zum Kampf um Links und undurchsichtige Abstrafungsmethoden…

Linkaufbau - die Jagd nach dem begehrten dofollow-Saft. Foto: dpaint, fotolia.com

Linkaufbau - die Jagd nach dem begehrten dofollow-Saft. Foto: dpaint, fotolia.com

Google lädt ein zum Linkkonsum: „Wie viele von euch wissen, können relevante und qualitativ gute eingehende Links einen Einfluss auf euren PageRank haben (einer von vielen Faktoren unseres Ranking-Algorithmus).“, heißt es lapidar auf einer Website des Konzerns. Doch Links sind ein gefärliches Suchtmittel – zu viel davon kann zu Abstrafungen führen. Google wacht mit Argusaugen über die Einhaltung der selbst aufgestellten Regeln. Hintergründe:

Auf der Jagd nach Backlinks

Eingehende Links (auch Backlinks genannt) sind begehrte Trophäen für Webmaster.

Der Grund: je mehr Links auf eine Seite verweisen, desto höher steigt diese im Ansehen von Google. Je mehr Reputation, desto höher steigt die eigene Website in den Suchergebnissen von Google. Die Folge: es kommen mehr Besucher auf die Webpräsenz. Mehr Besucher bedeuten mehr Einnahmen. So einfach ist das.

Viel Spaß mit eingehenden Links„, wünscht Google. Aber dieses gemütlich klingende Prosit entlockt kaum noch einem Linkjunkie ein entspanntes Schmunzeln. Während Partyorganisator Google empfiehlt, aus der eigenen Website eine interessante, nutzwertige, gesellige Bar zu machen und relaxed auf eingehende Links zu warten, rennen die meisten Webmaster und Suchmaschinenoptimierer mehr oder minder wahllos durch benachbarte Kneipen und versuchen Links zu organisieren. Sie wollen zuerst Linkmillionäre werden und dann – mit der richtigen Monetarisierungsstrategie für die eigene Website – im wahren Leben nachziehen.

Möge der Saft mit Dir sein – „Dofollow“ statt „nofollow“

Besonders begehrt sind so genannte „dofollow“-Links. Diese geben nämlich den so lebenswichtigen „Trust“ an die verlinkte Seite weiter. Dieses „Google-Vertrauen“ ist die heilige Soße, mit der Webmaster ihre eigene Seite überziehen wollen. Im Prinzip gibt jede Verlinkung im Internet dieses Vertrauen weiter. Es sei denn, ein Webmaster setzt einen Korken auf den Link – das „nofollow“-Attribut (hier mehr über rel=“nofollow“). Suchmaschinenoptimierer und Webmaster haben bei der Linkjagd spezielle Brillen auf ihre Browser geschraubt – sie erkennen „nofollow“-Links schon von weitem und laufen oft achtlos an ihnen vorbei. Nofollow – das ist wie alkoholfreier Schnaps. Bitter und wirkungslos, so die weit verbreitete Meinung. Eine schlechte SEO-Agentur macht die Kunden noch weiter scharf auf dofollow und schmäht Links, die keinen „Trust“ (oder wie Google es nennt: „Pagerank„) vererben.

Diese einseitige Strategie kann sich rächen! Denn Linkmeister Google ist in Sachen Wohlwollen wählerisch, schenkt sein volles Vertrauen nur Seiten mit dem richtigen Linkmix. „Natürlich“ muss der Linkaufbau sein, organisch gar. Nicht erzwungen. Koma-Saufen aus dem dofollow-Barriquefass streng verboten.

Google bestraft nach Regeln, die keiner kennt

Wer mitspielen will im Kampf um Googles Gunst, ist auf eingehende Links angewiesen. Google zwinkert den rotgesichtigen Einsteigern und fuchsigen SEO-Profis gleichermaßen immer den gleichen Tipp zu: „Erstelle guten Content und der Erfolg wird sich von allein einstellen.“ Google mag diese Honigschnaps-Strategie. Doch den Webmasters ist dieser Vorgang zu langwierig. Sie besorgen sich den Linkjuice aktiv. Da wird getauscht, gekauft, stibitzt, kommentiert und gebucht, was Fingerkuppen leisten und Geldbeutel hergeben können. Gespräche wie hinterm Bahnhof in der SEO-Szene: „Du schuldest mir noch drei Links“, „brauche unbedingt Wirkungslink“…

Doch der Verkauf und Ankauf von Links ist Google ein Dorn im Auge: „Falls Webmaster jedoch Links kaufen und verkaufen, um das Suchmaschinenranking zu manipulieren, behalten wir uns das Recht vor, die Qualität unseres Indexes zu schützen.“, heißt es im Google-Webmasterblog zum Thema Linkverkauf.

Penalty – der Google-Knast

Was heißt „den Index schützen“? Ganz einfach: Websites, die Links kaufen und verkaufen, können abgestraft werden. Je nach „Schwere der Tat“ hat Google seine ganz eigene Gerichtsbarkeit für Sanktionen. „Penalty“ – so heißt der Google-Knast für gierige Linksäufer. Wer „einfährt“ findet seine Seite von einem Tag auf den anderen hinten in den Suchergebnissen. Weitab der Besucherströme auf dem „Seite 1“-Prachtboulevard. Im fernen Linksibirien können verurteilte SEOs und Webmaster an einem Gnadengesuch formulieren – dem Antrag auf erneute Überprüfung. Ein Schelm, wer jetzt an Russenlinks denkt.

Moment! Ab in den Knast. Einfach so? Ohne Verhandlung? Keine Verteidigung möglich? So sieht es aus – denn Richter und Ankläger ist Google. Verteidiger haben Pause im „G“universum. Die Suchmaschine wacht über die Einhaltung der „Richtlinien für Webmaster„. Und legt das knappe und selbst für ausgebuffte Juristen und Gesetzestexter unfassbar schwammig formulierte Dokument ganz nach eigenem Gusto aus. Nicht einmal der Angeklagte wird zur Verhandlung eingeladen. Oder nur in Ausnahmefällen. Googles weißer Ritter in Sachen Linkoholismus Matt Cutts erklärte jüngst die krude Vorgehensweise: Google könne in den Webmastertools eine Nachricht hinterlassen, wenn etwas mit einer Website nicht stimme. Sollte Google aber den Eindruck habe, es handele sich um so etwas wie „vorsätzlichen Linkbetrug“, würde man die Webmaster auch problemlos im Dunkeln lassen. „Um Ihnen keine wertvollen Hinweise“ zu geben. Schlechte, oder besser gesagt, keine Nachrichten für vorsätzliche Linkoholiker.

Ein Prost auf Googles Qualitätsrichtlinien

Wer die Blitzverurteilung und den Google-Knast vermeiden will, hält sich also besser an die „Qualitätsrichtlinien“ des Web-Kaisers Google. Doch was sagen die Google-Gebote genau? Etwa:

Vermeiden Sie Tricks, die das Suchmaschinen-Ranking verbessern sollen. Beachten Sie die folgende Regel: Sie sollten kein schlechtes Gefühl haben, wenn Sie den Inhabern einer konkurrierenden Website Ihre Vorgehensweise erklären müssten. Eine weitere hilfreiche Frage lautet: „Nutzt dies den Besuchern meiner Website? Würde ich das auch tun, wenn es keine Suchmaschinen gäbe?“

Nachts ist es kälter als draußen, mag man ergänzen wollen. Denn welcher Portalbetreiber hat schon ein „schlechtes Gefühl“, wenn er seine Mitarbeiter anweist, nach Linkpartnerschaften zu suchen? Natürlich ist das schon ein Verstoß im engen Sinne. Denn wenn die Mitarbeiter (wie wir hoffen) für ihre Arbeit bezahlt werden, sind diese Linkpartnerschaften gekaufte Links und damit ein Fall für den vierfarbigen Scharfrichter.

Suchtmittel dofollow – don’t link and drive

Vorsicht ist geboten! Don’t link and drive. Wer den Quality-Checkern (Googles Streifenpolizisten) einen linkjuicigen Vollrauschodem entgegenbläst, muss im Zweifel den Schein abgeben und darf für eine Weile auf Googles Traffic-Alleen nur noch spazieren gehen. Also Finger weg von automatischen Linktauschprogrammen und fuseligen Craplinks – die verursachen am Ende mehr als Kopfschmerzen. Wer die unangenehme SEO-MPU vermeiden möchte, lässt es ruhiger angehen. Auch Google hat eine (geheime) Promillegrenze. Wer sich mal einen Schluck genehmigt, wird nichts zu befürchten haben. Und auch nofollow-Links haben ihren Reiz. Sie liefern vielleicht keinen berauschenden Trust, aber Besucher sehr wohl. Und ist es nicht das, worauf wir Webmaster alle warten?

Ach ja, meine Kommentarbar hier unten ist geöffnet, ich schenk ein wenig Juice aus. Kostenlos, liebe Suchmaschine, völlig kostenlos. Denn ein bisschen Spaß muss sein. Cheers!