Die SEO-Agentur hat monatelang Geld kassiert. Immer behauptet, es geht voran. Nie genau gesagt, was Linkaufbau bedeutet. Kein Wort über Gefahren verloren. Und jetzt ist die Website in den Rankings der Suchmaschinen abgestürzt. Was tun, wenn die SEO-Agentur das Ranking zerstört?

Ärgerlich, geschäftsschädigend, existenzbedrohend: Wenn die SEO-Agentur überdreht, stehen Gewinn und Jobs auf dem Spiel. Foto: Michael Dunker

Ärgerlich, geschäftsschädigend, existenzbedrohend: Wenn die SEO-Agentur überdreht, stehen Gewinn und Jobs auf dem Spiel. Foto: Michael Dunker

Google bestraft unseriöse SEO-Tricks

„Klick“ hat es vor wenigen Tagen gemacht. Klick – und raus war die SEO-Agentur aus den so geliebten ersten Suchergebnisseiten der großen Suchmaschine Google. Und wer nicht auf den ersten Plätzen der Suchmaschine gelistet ist, ist unsichtbar. Wer unsichtbar ist, kann keine Geschäfte mehr machen. Oder muss teure Anzeigenkampagnen bezahlen. Schlimmer ist noch, wenn der unseriöse Suchmaschinen-Optimierer (SEO) nicht nur seine eigene Seite, sondern auch die Webpräsenzen seiner ahnungslosen Kunden in den Abgrund reißt. Wie kann das passieren? Die Antwort ist einfach: Google bestraft unseriöse SEO-Tricks. Das ist nicht neu. Aber es ist wie im echten Leben: erst wenn bei Massenrazzien auch Promis – und solche, die es sein wollen – auffliegen, geht ein Aufschrei durch die Gemeinde. Nun hat der Branchenprimus der Suchmaschinen also wieder zugeschlagen.

Hintergrund Suchmaschinenoptimierung

Die SEO-Szene ist ein brodelnder Hexenkessel. Schon vor der Erfindung der Bezeichnung Suchmaschinenoptimierung (SEO) kursierten Gerüchte, Rezepte, Tricks und geheime Strategien, wie man Internetseiten auf die vorderen sonnigen Plätze der Suchmaschinen-Ergebnisse befördert. Wie beim Wettlauf zwischen Viren-Programmieren und Antiviren-Software-Hersteller wurden die gegenseitigen Angriffe und Schutzmaßnahmen immer komplizierter, die Ideen der findigen SEOs immer kreativer.

Für redliche Suchmaschinenoptimierer wurde die Arbeit auch komplizierter und aufwendiger, aber das Rezept ist immer noch das gleiche:

  • Guten Content auf einer Website anbieten
  • Nutz- und Mehrwert für die Seitenbesucher schaffen
  • Auf einfache Navigation und gute Usability achten
  • Technische Voraussetzungen für die problemlose Indizierung der Seite durch Suchmaschinen schaffen
  • Einträge in sinnvolle Webverzeichnisse vornehmen (ja, auch Google empfiehlt Webkataloge)
  • Nach sinnvollen Seiten für eine Linkpartnerschaft suchen, die den Seitenbesucher weiterbringen und das Thema vertiefen
  • Noch mehr guten Content produzieren
  • Warten

Dieses SEO-Vorgehen enttäuscht viele Einsteiger in die Materie. Aber Tatsache ist: SEO ist harte Arbeit und kein Zauberkasten. Vor allem dann nicht, wenn man langfristigen Erfolg möchte.

SEO-Tricks heiß gehandelt

Gerüchte treiben also die SEO-Szene. Auch in der jüngsten Vergangenheit: Seit vielen Monaten wisperten sich die Optimierer zu, dass Russland der neue Geheimtipps als Quelle günstiger Links sei. Im großen Stil wurden Links aus Osteuropa und den russischen Staaten gekauft. Und tatsächlich: diese Links, obwohl natürlich weder sinnvoll, noch thematisch und zumeist auch nicht sprachlich passend, hatten Einfluss auf die Platzierungen der Websiten. Wochen verstrichen, Monate. Kein Mucks von Google. Die SEOs wurden forscher. Mehr Links, schneller, billig, egal was. Selbst erfahrene Suchmaschinenoptimierer kamen ins Grübeln: warum griff die Suchmaschine hier nicht ein? Es gab und gibt auch andere große Link-Händler, die ihren Geschäften ungestraft nachgingen und -gehen.

Doch offenbar wurde Google der Missbrauch der gekauften Links nun zuviel, auch und vor allem die aus dem kalten Osten. Klick machte es letzte Woche. Und die ein oder andere Website marschierte stramm auf die hinteren Plätze. Und darf vorerst nicht über Los gehen.

Die „SEO-Szene“ ist gespalten. Teils katatonisch paralysiert, teils schadenfroh oder hämisch. Einige sind leicht nervös (so ein bisschen Steuerhinterziehung…), im besten Fall sind die Reaktionen analytisch wie bei Sistrix und konsequent wie bei SEO-United.

Was nun also tun, wenn die SEO-Agentur das Ranking zerstört hat?

Zunächst einmal muss klar analysiert werden, was genau wirklich passiert ist. Nicht jede Bewegung im Ranking ist gleich eine Abstrafung der Suchmaschine (Penalty). Auch ein deutliches Abrutschen kann viele Ursachen haben, wie:

Oder es ist eben doch die unseriöse SEO-Agentur, die auf schnelle und günstige Optimierung gesetzt hat. Wenn Sie den Verdacht haben, dass der beauftragte SEO an der Misere schuld ist, sollten Sie folgende Maßnahmen ergreifen:

Prüfen Sie, ob Ihre Seite Googles Richtlinien für Webmaster entspricht. es geht vor allem um die Qualitätsrichtlinien. Hier steht zum Beispiel, dass Google die Teilnahme an automatischen Linktauschprogrammen genauso wenig toleriert wie das Kaufen oder Verkaufen von Links.

Wichtig: Immer wieder wird gefragt, ob Verstöße gegen diese Google-Richtlinien illegal oder gar strafbar sind. Das ist nicht so. Das schlimmste, was passieren kann, ist der Ausschluss aus dem Google-Index. Die Website wird dann bei Google nicht mehr geführt oder gelistet. Doch weil der massive Linkkauf von themenfremden und ausländischen Links in den allermeisten Fällen nur dazu gedacht ist, im Google-Ranking zu steigen, macht eine solche Strategie einfach keinen Sinn.

Nehmen Sie sich Zeit dafür, die Richtlinien zu prüfen oder holen Sie sich professionelle Hilfe. Es gibt genügend seriöse Suchmaschinenoptimierer. Er kann die Herkunft Ihrer Links sicher prüfen. Sie können es auch selbst mit dem Yahoo Site Explorer probieren. Nach der Eingabe Ihrer Internet-Adresse wirft das Tool alle Links aus, die auf Ihre Website verweisen.

Neben den gekauften Links sind aber auch andere SEO-Tricksereien möglich, wie etwa verborgener Text oder verborgene Links (zum Beispiel weiß auf weiß), Cloaking oder irreführende Weiterleitungen.

Antrag auf erneute Überprüfung einer Website

Sollte Ihre Seite tatsächlich eine Abstrafung (Penalty) bekommen oder komplett aus dem Index verbannt worden sein, müssen Sie Google um Wiederaufnahme bitten. Bevor Sie das jedoch machen, muss jegliche Trickserei beseitigt sein. Jeder gekaufte oder gemietete Link, das Skript des automatischen Linktauschsystems etc. muss entfernt werden. Erst dann können Sie den Antrag auf erneute Überprüfung einer Website stellen. Melden Sie sich dazu am besten (wenn noch nicht geschehen) bei den Google Webmaster Tools an und fügen Ihre Website dem Konto hinzu, bestätigen Sie, dass Sie Inhaber der Website sind. Dann klicken Sie rechts im Webmaster-Konto auf den Menüpunkt „Antrag auf erneute Überprüfung“.

In diesem Formular müssen sie Farbe bekennen. Google fordert Sie unter anderem auf, die SEO-Agentur zu benennen: „Falls Sie ein Unternehmen zur Suchmaschinenoptimierung (SEO) in Anspruch genommen haben, geben Sie dieses bitte an. Die Angabe des SEO-Unternehmens und dessen Aktivitäten dient als hilfreicher Nachweis Ihrer guten Absichten und kann Ihren Antrag auf erneute Überprüfung unterstützen.“

Sollte Ihr Antrag durchgehen und die Webseite den Weg zurück in den Google-Index finden, heißt es in den meisten Fällen: kleine Brötchen backen. Denn die meisten Links dürften nun nicht mehr vorhanden sein. Damit ist Ihre Linkpopularität arg geschwächt. Der einzige Weg zurück in die vorderen Platzierungen ist nun doch: harte Arbeit, viel Geduld und vielleicht eine seriöse Agentur für Suchmaschinenoptimierung.