Performance-SEO: wie alles begann
Es begann mit kleineren und kleinsten potentiellen Kunden. „Lassen Sie uns gemeinsam wachsen.“ So lautet ein halbwegs cleverer Versuch, kostenlose SEO-Leistungen zu bekommen. Andere gingen platter vor: „Am Geld soll es nicht scheitern. Zurzeit haben wir noch keines, aber wenn wir bei Google oben sind, zahlen wir.“ Selbst börsennotierte Konzerne gaben „Erfolgsparameter“ vor – ab einer bestimmten erreichten Position in den Suchergebnissen sollte Geld fließen. Eine zweifelhafte Geschäftsanbahnung, vor allem im SEO-Verständnis von Google.
Ich kann diesen Trend sogar recht gut verstehen: Für viele Unternehmen ist es nicht einfach, eine gute SEO-Agentur von einer schlechten zu unterscheiden. Nach wie vor gibt es einige schwarze Schafe. Und auch solche SEO-Dienstleister, die es nicht mal böse meinen, aber wenig bis gar nichts von dem Job verstehen. Klar, dass die Unternehmen sich gegen diese ebenso junge wie unübersichtliche Branche absichern möchten. Erfolgloses SEO soll kein Geld kosten. Logisch auch, dass es bei den „Performance-Modell„-Anfragen ausschließlich um das Erreichen bestimmter Positionen für bestimmte Keywords geht. Viele Firmen haben einfach nicht das SEO-Wissen, um Tiefe und Umfang notwendiger SEO-Kampagnen einschätzen zu können, wie auch folgendes Beispiel zeigt.
Erfolgs-SEO wird zum Trend
Da geht es in einem Pitch für ein internationales Web-Unternehmen respektabler wirtschaftlicher Größe doch tatsächlich um die „Ausschreibung“ von 10-15 Keywords – Bezahlung auf Performance-Basis, versteht sich. Klar, es handelt sich um Shortheads mit Suchvolumen. Aber 10 Keywords – und das bei einer Domain, die den Löwenanteil des Traffics bei guter Conversion über Hunderttausende Longtail-Keywords zieht? Experten verkneifen sich hier jetzt ein mattiertes Grinsen, wenn sie es gut meinen. Natürlich gibt es SEO-Agenturen, die den Performance-SEO-Trend mitmachen. Und das sind nicht nur Einzelkämpfer, die jeden Auftrag mitnehmen wollen und müssen. Sondern auch größere Agenturen – und gute noch dazu.
Was SEO-suchende Unternehmen bei Ihren Erfolgsmodell-Anfragen nicht bedenken ist, dass viele Arbeitsstunden investiert werden müssen, um eine große Website technisch perfekt aufzustellen. Es klingt verrückt, aber ja, meine Kollegen die solche Projekte umsetzen, wollen sofort bezahlt werden. Und nicht erst bei Erfolg. Außerdem müssen in der Regel unzählige passende Texte recherchiert, redigiert und publiziert werden, um Erfolge nachhaltig sichtbar zu machen. Autoren, die Ihr Geld erst Monate später, wenn überhaupt einfordern, sind mir nicht bekannt.
Keine Sorge, ich bin nicht skeptisch, was den Erfolg guter SEO-Maßnahmen angeht. SEO ist der stärkste Hebel im Online-Marketing. Wenn er denn mit vereinten Kräften umgelegt wird. Aber jede SEO-Agentur kennt auch die zähe Seite eines Auftrages: Konzept erarbeitet, aber es hapert an der Umsetzung. Oder: Umsetzung erfolgreich, Traffic läuft, aber es hapert an der Conversion. Liegt das nun am SEO? An der Dienstleistung oder dem Produkt?
SEO auf Erfolgsbasis – meine Meinung
Die Idee der Bezahlung bei Erfolg finde ich im Prinzip wirklich spitze. Ich habe es im Selbstversuch auch gleich ausprobiert. Gestern Abend im Kino zum Beispiel. Der Action-Thriller klang viel versprechend – ich wollte natürlich erst bei Gefallen zahlen. Und musste einen Sicherheitsmann niederschlagen, um ohne Ticket in den Saal zu kommen. Ich hätte hinterher auch wirklich gezahlt, denn Geld ist ja kein Problem. Aber ehrlich – der Streifen war Dreck.
Heute morgen – umsonst Brötchen geknabbert. Die Bäckereifachverkäuferin schaute nur kurz traurig, als ich sagte, diese pappigen Gips-Wecken osteuropäischer Teiglinge könne ich nun wirklich monetär nicht honorieren. „Na, Anwalt eingeschaltet?“, fragte meine Frau dann nach dem Frisörbesuch. Ich bin sofort wieder hin und habe meine Kohle für die letzten drei Male zurückgeholt. Das glänzende Rasiermesser half.
Auch der letzte Urlaub im Süden war zwar nicht schön, aber billig. „Keine Sonne, keine Kröten“, quakte ich. Das musste mein Reisebüro erstmal kapieren. Und die Betten im Hotel waren darüber hinaus ernsthaft zu hart. Merkte ich erst nach zwei Wochen, aber es gab ja andere Gäste, die zahlten. Genug Geld im Hoteltresor für meine Rückerstattung.
Ganz anders beim Arzt – ich überwies das Honorar nach kompetentem Einsatz vollumfänglich. Denn der Infekt dauerte dieses Mal nur sieben Tage, keine ganze Woche.
Leider liege ich nun auch mit einer großen Suchmaschine ein wenig im Clinch. Ist doch klar: warum soll ich die SEM-Kampagne zahlen, wenn am Ende kaum ein Besucher die Affiliate-Produkte kaufen mag? Mensch, dieser Suchriese hat doch die Kohle. „Lass uns gemeinsam wachsen“, rufe ich über den Atlantik. Ich hoffe auf eine baldige Antwort.
Allzu lange warten will ich aber nicht. Jetzt möchte ich einen TV-Werbespot für meine Firma in Auftrag geben. Und irgendwie freue ich mich schon darauf, wenn trotz Schaltung fünf Sekunden vor der Tagesschau kein neuer Interessent SEO bei mir anfragt. Warum? Na, der Spot ist dann umsonst, Pardon, kostenlos. Und die potentiellen Neukunden wollen SEO doch eh‘ nur auf Performance-Basis…